Fliegen auf Schwedisch

Der F/A-18-Pilot Matthias «Moeli» Müller fliegt während zwei Jahren als Austauschpilot für die schwedische Luftwaffe. Vom Flugzeugtyp über die Funksprüche bis zu den Taktiken – vieles läuft hier anders als in der Schweiz. Genau deshalb ist der Austausch für Moeli schon jetzt eine Horizonterweiterung.

«Die Ausbildung zielt darauf ab, mich als ‘schwedischen Piloten’ in die Staffel zu integrieren.»
Matthias Müller

7.30 Uhr – Briefing der 72. Stridsflygdivision, einer Staffel der schwedischen Luftwaffe. Es ist noch immer dunkel draussen. Hier in Såtenäs, im Süden von Schweden, sind die Tage noch kürzer als im Schweizer Winter. Die Tagesplanung wird besprochen, der Meteo-Offizier präsentiert das Flugwetter. Der Schweizer F/A-18-Pilot Matthias «Moeli» Müller gehört mittlerweile zum Team. Seit Frühling 2017 ist er im Rahmen eines zweijährigen Austauschprogramms zwischen der Schweizer und der schwedischen Luftwaffe auf der Airbase in Såtenäs im Einsatz. Ziel des Programms, wie es aktuell auch mit den USA besteht, ist der Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch der Piloten. «Die Ausbildung zielt darauf ab, mich als ‘schwedischen Piloten’ in die Staffel zu integrieren, sodass ich im täglichen Training mitfliegen kann», erklärt Moeli.

«Die grösste Herausforderung war die Menge an neuen Informationen – technisch und operationell.»
Matthias Müller

Umschulung auf den Gripen

Der Tagesablauf der Piloten ist unterschiedlich und besteht nebst den Flügen aus Simulator-Training, Selbststudium, Theorielektionen, administrativen Arbeiten und Sport. Moeli ist zurzeit in der Ausbildung zum Verbandsführer. Dabei lernt er, einen Verband von zwei Flugzeugen im Luft- und Erdkampf mit schwedischen Taktiken zu führen. Heute Morgen bereitet er sich auf seinen Flug am Nachmittag vor, studiert die taktischen und technischen Manuals, plant den Ablauf des Fluges und führt mit seinem Wingman ein Flightbriefing durch. Hier in Schweden fliegt er keinen F/A-18, sondern einen JAS-39 Gripen. Den ersten Soloflug konnte er erst nach fünf Wochen technischem Unterricht und zahlreichen Trainingsflügen im Simulator durchführen. «Die grösste Herausforderung war die Menge an neuen Informationen – technisch und operationell», erzählt er.

Ganz neue Möglichkeiten

Nicht nur der Flugzeugtyp ist neu, vieles läuft anders in der schwedischen Luftwaffe. So werden zum Beispiel Befehle in der Luft anders formuliert. Und Schweden unterscheidet sich auch topografisch von der Schweiz: «Das Land ist rund 11 Mal grösser als die Schweiz. Höhere Berge gibt es nur im Norden, der Rest des Landes ist weitgehend flach und in grossen Gebieten kaum bewohnt. Das ermöglicht uns Piloten ganz andere Trainingsräume und taktische Möglichkeiten», erklärt Moeli. Das breitere Einsatzspektrum der schwedischen Luftwaffe erfordert dies auch: Während in der Schweiz fast ausschliesslich Air-to-Air-Missionen trainiert werden, also das Angreifen von Zielen in der Luft, trainieren die schwedischen Militärpiloten zusätzlich Air-to-Ground, Air-to-Sea sowie Aufklärung.

Halbzeit

Für Moeli ist in Schweden bald Halbzeit. Für seine Air-to-Ground-Ausbildungsmodule sind auch ein paar Wochen auf der Airbase in Luleå, im Norden Schwedens, geplant. Und in gut einem Jahr wird er in die Schweiz zurückkehren, um seinen Platz wieder in der Staffel 17 in Payerne einzunehmen. «Im Ausland verliert man schnell den direkten Draht in die Schweiz. Ich freue mich darauf, wieder näher bei meinen Staffelkameraden zu sein», sagt Moeli. Bis dahin geniesst er aber noch seine Zeit in Schweden. Nicht nur im, sondern auch ausserhalb des Cockpits. Zum Beispiel den frischen Seafood.

Hinweis Copyright
Bild 1/6: John Lidman/Swedish Armed Forces
Bild 2/5: Peter Eliasson (E-pic.se)
Bild 3: Jörgen Nilsson (jn-photo.se)

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